Hilfe und Dokumentation zu WdK-Explorer

Diagramm für Aktuelle Auwahl statistik

1. Lesebuch für die obere Klasse katholischer Stadt- und Landschulen - S. 188

1864 - Breslau : Leuckart
188 Lehre vom Menschen. Ken, Berg, Thal, Glanz, Schimmer und Farben reden, so vernimmt er Worte, die für ihn keine Bedeutung haben und die ihm auch Niemand zu erklären im Stande ist. Man sollte grosse Aufmerksamkeit der Erhaltung eines so überaus wichtigen und zarten Werkzeuges, wie das Auge ist, widmen* aber dies geschieht leider oft erst, wenn es zu spät ist. Als Hauptregel gilt, das Auge nicht sehr anzustrengen. Durch langdauernde Thätigkeit muss auch das beste Auge lei- den, und es ist hohe Zeit, ihm Ruhe zu gönnen, wenn es zu schmerzen anfängt. Ein zweiter Rath ist: Bewahre das Auge vor schnellen Uebergängen aus dem Hellen ins Dunkle. Eine plötzliche Erschütterung der Sehnerven kann augenblickliche Blindheit zur Folge haben ; wie z. B. wenn man in einer durch Läden verdunkelten Stube schläft und des Morgens den Laden, während die Sonne darauf scheint, mit einem male öffnet. Anhaltendes Lesen, zumal kleiner Schrift, gleich nach dem Auf- stehen, oder in liegender Stellung, bei flackerndem Lichte oder im Sonnenschein, ist ebenfalls für die Sehkraft sehr schwä- chend. Sonst erholt sich das Auge, wenn es unbeschäftigt ist, an schwachem Lichte. Bei langdauernden Arbeiten, die ein Nahesehen erfordern, richte man zuweilen den Blick in die Ferne. Man bediene sich der Augengläser nicht früher, als es nothwendig ist und suche regelmässig geschliffene zu erhal- ten. Scharfe oder schlechte Gläser, deren Gebrauch ein unan- genehmes Gefühl im Auge hervorbringt, schaden ihm. Stär- kend für die Augen ist das Waschen des Morgens mit kaltem Wasser, wenn man dasselbe nicht plötzlich, sondern allmählig auf die geschlossenen Augenlider bringt. Die grüne Farbe erfrischt die Augen, weshalb ihnen der Aufenthalt im Garten, Feld und Wald sehr zusagt. Vom Blutumlauf. Die Behältnisse, in denen das Blut Hiesst, machen ein zusammenhängendes Ganze aus und heissen auch Blutgefässe. Sie begreifen in sich das Herz, von welchem die Bewegung des Blutes ausgeht, die Schlag- oder Pulsadern, die das Blut aus dem Herzen in alle Theile des Körpers führen, und die Blutadern, welche es wieder zum Herzen zurückleiten. Das Blut ist nicht, wie es scheint, eine einfache Flüssig- keit, sondern es enthält drei Bestandtheile, nämlich das Blut- wasser, die Blutkügelchen und den Faserstoff. Wenn Blut aus den Adern gelassen worden ist, so gerinnen nach einiger Zeit die beiden letztgenannten Bestandtheile, das Blut- wasser hingegen bleibt flüssig. Das Blut wird durch den fort-

2. Lesebuch für die obere Klasse katholischer Stadt- und Landschulen - S. 189

1864 - Breslau : Leuckart
Vom Blutumlauf. 189 währenden Umlauf und durch seine Wärme, von der auch die des ganzen Körpers herrührt, in Flüssigkeit erhalten. Sein Gewicht schätzt man in einem erwachsenen Menschen auf 26 bis 28 Pfund. Das Herz ist aus festen Muskeln zusammengesetzt, hat eine längliche Gestalt, liegt zwischen den beiden Lungen etwas schräge nach der linken Seite der Brusthöhle, und wird von einer Haut, dem Herzbeutel, umschlossen. Im Innern hat es zwei,' der Länge nach durch eine fleischige Scheidewand getrennte Höhlen, von denen die eine die rechte, die andere die linke Kammer heisst. Ausserdem liegt noch bei jeder Herzkammer, oben am breiten Ende des Herzens, eine Neben- höhle, Yorhof genannt; also gibt es auch einen rechten und linken Vorhof. Der rechte Yorhof steht mit der rechten Kam- mer, und der linke mit der linken Kammer durch Klappen, die sich öffnen und Schliessen, in Verbindung. Ans den Herzkam- mern geht das Blut in den Körper; die Vorhöfe aber nehmen das aus dem Körper zurückkehrende wieder auf. Das Herz ist in einer unaufhörlichen Bewegung. Wenn sich der mittlere Theil, wo die Kammern sind, zusammenzieht, so dehnt sich die Gegend der Vorhöfe aus; gehen aber die Vorhöfe zusammen, so werden die Kammern erweitert. Beim Ausdehnen empfangen die Höhlen neues Blut, beim Verengen drücken sie es heraus. Diese Bewegungen des Herzens verursachen an der linken Seite der Brust Stösse oder Schläge, deren in einer Minute 60 bis 80 erfolgen. Die Adern sind lange hantige Röhren, die vom Herzen nach allen Theilen des Leibes ihren Weg nehmen und sich ins Unendliche verzweigen, so dass man ihre Enden mit freien Augen nicht mehr erkennt. Die feinen Zweige der Schlagadern gehen meist in die kleinen Zweige der Blutadern über. Auf diese Art wird die ausströmende Flüssigkeit in eine zum Her- zen zurückkehrende verwandelt. In den Schlagadern strömt das Blut schneller als in den Blutadern; dagegen sind aber auch die erstem enger als die letztem. An gewissen Stellen der Schlagadern ist eine regelmässige Bewegung, Puls genannt, sichtbar. Weil die Verletzung der Schlagadern leicht lebensgefährlich wird, so hat sie die göttliche Vorsehung tiefer ins Fleisch gelegt, als die Blutadern, welche besonders an Händen und Füssen nahe unter der Haut bläulich durch- scheinen. Der Umlauf des Blutes ist aber ein zweifacher, vom Herzen nach den Lungen und von da wieder zum Herzen; fer- ner vom Herzen aus durch den ganzen Körper und wiederum

3. Lesebuch für die obere Klasse katholischer Stadt- und Landschulen - S. 190

1864 - Breslau : Leuckart
190 Lehre vom Menschen. zurück. Ersterer heisst der kleinere, letzterer der grössere Kreislauf. Das aus den Lungen strömende Blut tritt in den linken Vorhof, dann in die linke Kammer und Hiesst von hier allen Theilen des Körpers zu. Das zurückkehrende Blut kommt im rechten Vorhofe an, geht in die rechte Kammer, und diese sendet es in die Lungen. Hier wird es bedeutend durch den Zutritt der Luft verändert. Das aus den Lungen kommende ist nämlich heller, als das nach denselben fliessende; auch hat das helle mehr nährende Eigenschaften. Das Blut ist die alles belebende und erhaltende Flüssig- keit. Fehlt oder stockt es in einem Gliede, so stirbt dieses ab. Wird sein Umlauf im ganzen Körper gehemmt, so erfolgt bald der Tod. Es ergänzt und ersetzt das Abgenutzte und Verbrauchte, gibt nicht nur den Stoff zu Knochen, Muskeln, Nerven, Häuten und andern festen Theilen, sondern es werden daraus die mannigfachen Flüssigkeiten, als Galle, Speichel, Magensaft, der Sch weiss und andere bereitet. Das, was dem Blute auf diese Weise abgeht, führen ihm die aus den Speisen bereiteten Säfte und die Luft wieder zu. Deshalb ist zur Bereitung eines guten Blutes gesunde Nahrung und eine reine Luft vonnöthen. Körperliche Arbeit fördert den regel- mässigen Blutumlauf, so wie ihn eine sitzende Lebensart und Unthätigkeit mindert. Ferner wirken darauf die Zustände der Seele. So macht die Freude, dass sich das Blut schneller, Gram und Traurigkeit, dass es sich langsamer bewegt. Enge Kleidungsstücke hemmen die Strömung des Blutes. Bindet man das Tuch um den Hals zu fest, so steigt eine übernatürliche Böthe ins Gesicht. Wenn das Blut nicht gehörig ablaufen kann, schwellt es die Adern auf und verursacht dann Hitze und Kopfschmerz. Nicht minder nachtheilig wirkt das Zusam- menpressen des Leibes in der Lendengegend. Es gibt noch eine Art Gefässe, ähnlich den Adern. Sie enthalten kein Blut, heissen Saugadern, und verzweigen sich sowohl im innern als auch in der Haut, ihre Bestimmung ist: Flüssigkeiten, welche die Schlagadern ausdünsten, ferner die aus den Speisen bereiteten Säfte und Stoffe aus der Luft auf- zunehmen und weiter zu leiten. Diese Gefässe gehen durch Drüsen, länglich runde, etwas abgeplattete Knötchen. Dort bleiben die Säfte einige Zeit oder werden weiter ins Blut geführt; denn diese einsaugenden Gefässe sind mit den Blut- adern verbunden. Aus der Verzweigung der Saugadern im ganzen Körper lassen sich verschiedene Erscheinungen erklä- ren. So begreift man hieraus, warum äussere Umschläge und Einreibungen oft Wirkungen hervorbringen, die denen

4. Lesebuch für die obere Klasse katholischer Stadt- und Landschulen - S. 191

1864 - Breslau : Leuckart
Die Lunge. 191 des innern Gebrauchs ähnlich sind; warum manche Krank- heiten durch Kleidungsstücke, ja durch blosse Berührung mitgetheilt werden können; warum ein Bad den Durst lin- dert u. s. w. Für die Gesundheit ergeben sich hieraus mehrere Regeln, als: Halte die Haut rein durch Baden und Waschen, damit die einsaugenden Gefässe keinen Schmutz aufnehmen dürfen. Wechsele von Zeit zu Zeit die Kleidungsstücke, welche zunächst an der "Haut liegen. Halte dich nicht zu lange in feuchten, dumpfigen Kammern und Kellern auf. Schlafe nicht mit Ungesunden in einem Bette zusammen. Ziehe nicht Kleidungs- stücke von solchen Personen an, die mit Gicht, Schwindsucht oder Hautkrankheiten behaftet waren. Die Lunge. Der Mensch zieht ohne Unterlass Luft in sich ein und stösst sie wieder aus. Dieses Geschäft beginnt mit der Geburt und endigt mit dem Tode. Das Werkzeug des Athmens ist die Lunge. Sie besteht aus der Luftröhre und zwei beutel- artigen, schwammigen Theilen, den Lungenflügeln; jene ist vorn im Halse, diese sind in der Brusthöhle, zu beiden Seiten des Herzens. Die Luftröhre fängt am Kehlkopfe an und bildet unten zwei Aeste, die sich in den Lungenflügeln verzweigen. Der Kehlkopf öffnet sich in den Schlund durch eine Spalte, die Stimmritze. Von dieser ragt ein Knorpel, der Kehldeckel, in die Höhe, welcher sich im Schlucken zurückschlägt und verhindert, dass Speise und Trank in die Luftröhre kommen. Die Luftröhre ist aus Häuten und knorp- ligen Ringen gebildet. Man bemerkt solche Ringe auch in ihren Aesten, nur in den dünnen Zweigen fehlen sie. Die Lunge ist als ein Gewebe von Häuten, Luft- und Blutgefässen zu betrachten. Das Athmen geschieht durch das Ausdehnen und Zusam- menziehen der Lungen. Während des erstem dringt die äussere Luft hinein, während des letztem wird sie herausgestossen. Die eingenommene Luft vertheilt sich in die feinsten Behältnisse, und aus ihr schöpfen unzählige zarte Adern der Lungen eine Art Nahrung, die in Sauerstoff besteht. Zu gleicher Zeit dünstet aber auch das in den Lungen befindliche Blut unbrauch- bare Theile aus, die sich mit der Luft vereinigen und beim Aus- rahmen fortgeschafft werden. Dergestalt bringt das Athmen dem Blute das Benöthigte und entzieht ihm das Untaugliche. Es ist also leicht einzusehen, dass die ausgeathmete Luft von

5. Lesebuch für die obere Klasse katholischer Stadt- und Landschulen - S. 192

1864 - Breslau : Leuckart
192 Lehre vom Menschen. einer ganz andern Beschaffenheit sein muss, als die eingeath- mete; so auch, dass das Athmen vieler Menschen in einem verschlossenen Raume die Luft verdirbt. Die Werkzeuge des Athmens sind auch zugleich die Haupt- werkzeuge der Stimme und Sprache; es dienen also hier, nach den weisen Absichten Gottes, dieselben Mittel zu verschiedenen Zwecken. Wer die Wichtigkeit des Athmens für die Gesundheit des Körpers kennt, wird zunächst um reine Luft besorgt sein. Die Luft in den Wohnungen muss Zufluss von Aussen erhalten, wenn sie nicht verderben soll; deshalb sind täglich einige Zeit die Fenster zu öffnen. Nachtheilig sind den Lungen Dünste, welche nasse Wäsche, die am Ofen getrocknet wird, und fri- scher Anstrich mit Kalk verursachen. Im Allgemeinen ist jede Luft, in der kein Licht brennen kann, zum Athmen durchaus untauglich; eine solche findet sich in lange verschlossenen Gewölben, Brunnen und Kellern. Am Tage und im Sonnen- scheine entwickelt sich aus den Pflanzen die wohlthätige Lebens- lust, aber des Nachts eine andere, minder zuträgliche. Daher ist auch ein Gang am Tage in Gärten und Feldern erquicken- der, als spät des Nachts. Die Luft an stehenden Gewässern, die keinen Zu- und Abfluss haben, ist schädlich. Gegen dicke Nebel verwahrt man sich am besten, wenn man rasch gehet und durch die Nase athmet. Singen und Sprechen stärkt die Kraft der Lungen, nur das Uebermaass in beiden schadet. Nichts ist aber gefährlicher, als das kalte Trinken kurz nach einer Erhitzung; daraus entsteht oft die Schwindsucht, eine Krankheit der Lungen, die selten ganz geheilt werden kann. Nicht allein die Lunge schafft Stoffe aus dem Körper und führt ihm andere zu, sondern auch die Haut nimmt Theil an dem Geschäfte. Die untere, dicke Haut ist nämlich voll zar- ter Ausdünstungs - und Einsaugungsgefässe, von denen jene ununterbrochen einen feinen Dunst ausscheiden, welcher durch Zwischenräume der beiden obern Häutchen dringt und nur in kalter Luft als ein Dampf, oder beim Berühren eines kal- ten Gegenstandes, z. B. einer Glasscheibe, als ein wässriger Anlauf sichtbar wird. Sind die Ausdünstungen während einer körperlichen Anstrengung stark, so setzen sie sich auf der Oberhaut in Tröpfchen an, und bilden den Sch weiss. Zu viel Schweiss schwächt den Körper; allein bei Kranken kann sich die Natur vermöge desselben vieler schädlichen Theile entledigen und sonach die Genesung bewirken. Durch die unmerkliche Ausdünstung der Haut verlieren wir täglich mehr, als man zu glauben geneigt ist. Plötzliche Unterdrückung

6. Lesebuch für die obere Klasse katholischer Stadt- und Landschulen - S. 224

1864 - Breslau : Leuckart
224 Seelenlehre. oder unwohl thaten. Die Wahrnehmungen des Ange- nehmen oder Unangenehmen heissen Gefühle und sind wohl zu unterscheiden von dem blossen Fühlen der Körper mittels der Nerven in der Haut. Weil die Gefühle der Lust und Unlust jener Jünglinge durch Eindrücke auf den Körper und auf die äussern Sinne hervorgebracht worden sind, so heissen sie sinnliche Gefühle. Haben wir angenehme Gefühle, so wollen wir sie gern behalten. Mit den unangenehmen ist dies umgekehrt, wir suchen sie zu entfernen. Da unsere Sinne während des Wachens zur Aufnahme der Eindrücke offenstehen, so sollte man glauben, dass wir uns in einem beständigen Wechsel von Lust und Unlusst befänden. Genau genommen ist es auch so; weil in liess das, was oft wiederkehrt, nur schwach einwirkt, so wird auch das Gefühl dadurch wenig aufgeregt; wir nehmen dann nur einen sehr geringen Wechsel wahr und befinden uns im Zustande der Gleichgiltigkeit. — Der an meinem Fenster stehende Baum ist mir gleichgiltig, indem er unverändert vor meinen Augen bleibt; im Frühjahr aber, wenn er Knospen, Blätter und Blüthen bekommt, sehe ich ihn mit Vergnügen; er zeigt mir täglich etwas Neues. Im Herbst, wenn sich sein grünes Kleid gelb zu färben beginnt und nach und nach abfällt, betrachte ich ihn wiederum mit mehr Aufmerksamkeit; allein es entsteht dann in mir kein angenehmes Gefühl, das der Trauer. So wie in der Natur Licht und Schatten wechseln, so in der Seele des Menschen Lust und Unlust. Gewöhnlich fühlt man die Lust mehr, wenn eine Unlust vorangegangen ist: wenn nach der Anstrengung die Ruhe, nach der Kälte die Wärme, nach Verlangen die Befriedigung folgt. Das Gefühlsvermögen hat der Schöpfer aus weisen Absichten in unsere Seele gelegt; auf den Gefühlen beruht Glück und Unglück, Wohl und Wehe des menschlichen Lebens. Ludwig, aus Oberschlesien gebürtig, besuchte seit einem Jahre die Bauschule in Breslau. Wenn er zu den Ferien nach Hause kam, wusste er viel von der Hauptstadt zu erzählen. Da nannte er diese oder jene Strasse schön; so auch mehrere Kirchen und andere Gebäude, Bildsäulen, Gemälde, die Musik, die Spaziergänge um die Stadt und noch vieles Andere galt als schön, mitunter wohl Einiges als hässlich. Er sprach von dem Wohlgefallen, das man an den Kunstwerken hatte, und setzte auch manchmal hinzu, welches vorzüglich gelungen oder besser als ein anderes sei, oder wie die Urtheile darüber abweichend lauteten. Franz, der jüngere Bruder, meinte, er Würde bald zu bestimmen wissen, was schön sei; denn es sei

7. Lesebuch für die obere Klasse katholischer Stadt- und Landschulen - S. 194

1864 - Breslau : Leuckart
194 Lehre vom Menschen. Das grösste, zur Absonderung der Galle bestimmte Ein- geweide des Unterleibes ist die Leber. Sie befindet sich dicht unter dem Zwerchfell und reicht von rechts nach links weit über die Mitte der obern Bauchgegend. Ihre obere erhabene Fläche ist dem Zwerchfell und den Rippen, die untere hohle dem Magen zugekehrt. Eine Menge Von Blut- und Gallengefässen durchziehet sie nach allen Richtungen. Starke Adern Yertheilen in der Leber das Blut. Dasselbe hat hier eine dunkelrothe Farbe und enthält den Stoff zur Galle, die nach der Ausscheidung in ein Behältniss, die Gallenblase, geleitet wird. Die Galle selbst ist ein gelbgrüner, scharfer, bitterer Saft, welcher zur Zersetzung der Speisen dient. Eine der Leber ähnliche Verrichtung hat die Milz. Sie ist zungenförmig, Von schwammigem Gewebe, yoii Adern, und nimmt ihre Stelle an der linken Seite zwischen den Rippen und dem Magen ein. Mittelst der erwähnten Werkzeuge werden aus den Spei- sen die nährenden Theile abgesondert und dem Blute zugesandt, die unbrauchbaren aber fortgeschafft. Dieses geschieht auf fol- gende Art: Nachdem die Nahrungsmittel gekäut und mit Spei- chel vermengt in den Magen gelangt sind, verweilen sie dort einige Zeit und werden durch die Wärme, den eigenthümlichen Saft und die Bewegung des Magens zu einem Brei, der sich nachher in den nächsten Darm begibt, mit der Galle vermischt und noch mehr zersetzt. Während nun die auf- gelösten Speisen ihren Weg weiter nehmen, ziehen aus ihnen die einsaugenden Gelasse, die in der Flockenhaut der dünnen Gedärme liegen, den Nahrungs säst ein und leiten ihn in grössere Behältnisse. Von da hiesst er in einen Hauptstamm, den Brustgang, aus demselben in eine Blutader, dann ins Herz, endlich nach den Lungen, wo er sich in Blut verwandelt. Die Speisen, welche der Mensch zu sich nimmt, kommen aus dem Bilanzen - oder Thierreiche; das Salz aus dem Mineral- reiche ist als blosse Würze zu betrachten. Unstreitig ist die Ffianzenkost die beste. Es ist nämlich ausgemacht, dass Völker, die nur Baum- und Feldfrüchte gemessen, länger leben und eine dauerhaftere Gesundheit besitzen, als solche, die bloss Fleisch essen. Indess ist eine gemengte Nahrung, zu der das Gewächsreich den Haupttheil liefert, dem Körper sehr zuträg- lich. — Die Zubereitung der Speisen sei so einfach als mög- lich. Nur selten bediene man sich der Gewürze und ziehe die inländischen: Fenchel, Kümmel, Anis, Senf, den ausländischen vor, welche erhitzen, das Blut in Wallung bringen und die Nerven reizen.

8. Lesebuch für die obere Klasse katholischer Stadt- und Landschulen - S. 226

1864 - Breslau : Leuckart
226 Seelenlehre. pflegt wird, ihn aber statt des Dankes beraubt und sich heimlich davon macht, erfüllt uns durch seine schlechte Handlung mit Missfallen und Abscheu. Es können also auch aus den Gedanken an rechte und unrechte, gute und böse Werke angenehme und unangenehme Gefühle im Menschen entstehen, und solche nennt man sittliche oder moralische Gefühle. An jenem Retter des Kindes haben wir Wohlgefallen, wir fühlen Achtung gegen ihn; an dem Räuber haben wir Missfallen, er verdient unsere Verachtung. Allein nicht bloss an Andern sind uns die guten oder bösen Handlungen und.gesinnungen wohlgefällig oder miss- fällig, sondern auch an uns selbst. Das sittliche Gefühl, das über unsere eigenen Handlungen entscheidet, wird Gewissen genannt. Wer sein Thun für recht achtet, hat ein gutes, wer es verachtet, Scham und Reue darüber empfindet, ein böses Gewissen. Das gute Gewissen erfüllt uns mit Ruhe und Selbst- zufriedenheit in allen Lagen des Lebens; aber das böse Gewissen erregt Furcht und Unruhe, es verbittert uns alle Erdenfreuden. Ein Mensch, in dem sich das sittliche Gefühl leicht regt, wird auch zum Guten mehr hingetrieben, als derjenige, welcher gleichgiltig eine gute oder schlechte That vernimmt. Wenn wir an die grossen Wohlthaten denken, die uns Gott erzeigt; an die körperlichen und geistigen Kräfte, mit denen er uns ausgerüstet; an die Vorzüge, die er uns vor allen Geschöpfen der Erde verliehen hat, so sind wir von Liebe und Dank gegen ihn durchdrungen. — Nehme ich Gottes Macht wahr im Sturme, der die stärksten Räume entwurzelt; im Blitze, durch den Thürme und Felsen niedergeschmettert werden; im Erdbeben und den Wasserfluthen, die ganze Landstriche ver- wüsten; vergleiche ich damit meine geringen Kräfte, und wie diese wiederum ganz von Gott abhängig sind: so fühle ich Ehrfurcht gegen ihn. — Von diesem liebevollen und mäch- tigen Wesen kann nur das Gute, das Beste kommen. Dieses hoffe ich und setze ein unbeschränktes Vertrauen in ihn. — Ich erkenne die heiligen Wahrheiten, die der Allgütige zur Belehrung, Besserung und Beseligung des Menschengeschlechts geoffenbaret hat; mein Gemüth erhebt sich beim Gebet zu ihm; ich glaube in seiner Nähe zu sein, und das Herz ist von Selig- keit erfüllt. Diese Gefühle der Liebe, des Dankes, der Ehrfurcht und des Vertrauens folgen aus der Erkenntniss Gottes und heissen Religionsgefühle. Bei wem solche Ge- fühle recht lebendig sind, der trachtet auch denselben gemäss zu handeln, dem Höchsten zu gefallen; und so wirken sie, wie die Gefühle für Schönheit, Wahrheit und Sittlichkeit, wohl- thätig auf den Menschen.

9. Lesebuch für die obere Klasse katholischer Stadt- und Landschulen - S. 227

1864 - Breslau : Leuckart
227 Das Begehrungsvermögen. Rosalie vertrat gern die Stelle einer Wärterin bei ihrer kleinen Schwester; zuweilen wurde ihr jedoch dies Geschäft mit dem lebhaften Kinde zu schwer; und sie beklagte sich über manches bei den Eltern, was sie Eigensinn der Kleinen nannte. „Sie ist doch,“ hiess es, „wenn sie wacht, nicht eine Minute ruhig; bald schlägt sie mit den Händen um sich, bald stampft sie mit den Füssen und thut, als wenn sie gehen wollte. Ich bin kaum im Stande sie zu erhalten. Dabei lässt sie stets ihre Stimme ertönen; wenn sie nicht lallt, so singt oder schreit sie. Auch will sie schon befehlen; denn entferne ich mich nur auf ein Weilchen, so ruft sie in einem fort, bis ich komme. Dann verlangt sie, dass ich immer mit ihr spielen oder sie herum- tragen soll. Geht Karl statt meiner zu ihr, so wendet sie sich von ihm ab. Seit Kurzem nimmt sie auch die Gewohnheit an, alles nach dem Munde zu langen; neulich ergriff sie meine Hand und biss mich tüchtig in den Finger.“ Die Mutter ermahnte Rosalien zur Geduld und meinte, dass einmal die Kinder in dem Alter nicht anders zu sein pflegen, dass sie es vor 12 Jahren der Schwester gleich und in manchem noch schlim- mer gemacht habe, und dass der Kleinen vieles nicht übel zu deuten sei, da sie noch kein klares Bewusstsein habe. „Die Kinder,“ setzte der Vater hinzu, „besitzen schon eine Neigung etwas zu thun, zu verlangen oder zu entfernen, bevor sie denken können, und das ist vom lieben Gott sehr weise eingerichtet. Das öftere Bewegen des Körpers fördert sein Wachsthum und den Gebrauch der Glieder. Lallen und Schreien dienen zu Vorübungen im Sprechen. Durch Gesellschaft und Spielen werden die Kinder mit vielen Dingen bekannt und lernen nachahmen. Das Beissen am Spielzeug und andern Dingen erleichtert das Zahnen. Was würde aus dem Kinde werden, wenn es nicht solche Neigungen, die man Triebe nennt, besässe?“ Allein auch der erwachsene Mensch hat Triebe, unter andern folgende: Er wird von der Natur angeregt, sein Leben so lange als möglich zu erhalten: er hat also den Trieb der Selbsterhaltung. ,— Der Mensch befindet sich nicht wohl, wenn er seine Zeit im Müssiggange zubringt; er trachtet auf irgend eine Weise beschäftigt zu sein: es ist ihm nämlich der Trieb zur Thätigkeit eigen. — Er geht gern mit andern Menschen um; er sucht bei ihnen Unterhaltung, Belehrung und Theilnahme und wünscht sich auch ihnen wieder mitzutheilen: folglich wohnt in ihm der Ges eiligkeits- trieb. — Er fühlt sich zu diesem oder jenem Menschen hin- 15*

10. Lesebuch für die obere Klasse katholischer Stadt- und Landschulen - S. 228

1864 - Breslau : Leuckart
228 Seelenlehre. gezogen, hat Wohlgefallen an ihm und zeigt so den Trieb zur Liebe. — Der Mensch empfindet Zuneigung gegen seinen Wohlthäter und möchte ihm gern das empfangene Gute ver- gelten : er besitzt also den Trieb der Dankbarkeit. — Er strebt nach Belehrung, nach Erweiterung seiner Einsichten und Kenntnisse; er ist bemüht das Dunkle klar zu machen, das Falsche vom Wahren zu unterscheiden: hierin legt er den Trieb der Wissbegierde an den Tag. Endlich bemerkt man im Menschen den Trieb nach Freiheit, das heisst: er fühlt sich angeregt nach eigener Ueberlegung unbeschränkt zu handeln. Das, was auf die Sinne angenehm einwirkt, trachten wir gewöhnlich, wie schon früher bemerkt wurde, zu erlangen: was ihnen aber unangenehm ist, zu entfernen. Daher haben wir ein Verlangen nach einer wohlschmeckenden Frucht, nach kühlem Schatten während der Sonnenhitze, nach dem Anblick eines schönen Gemäldes, von dem wir sprechen hörten. Dagegen wenden wir uns ab von einer verdorbenen, übelriechenden Speise, und gehen ungern im Regen und Sturm. Weil nun der Mensch durch die Sinne zum Begehren veranlasst werden kann, so legt man ihm ein sinnliches Begeh rungsvermögen bei. Wird der Mensch durch die Vorstellung eines Gegen- standes angeregt, nach Erlangung desselben zu streben, so entstellen Begierden. Jemand hält den Reichen für glücklich und möchte deshalb auch gern reich werden. Einem Jünglinge gefallen die Ehrenbezeigungen, die man den (Meieren erweiset, und er hat deshalb Lust Officier zu werden. Ein Arbeiter ist durstig und hat ein starkes Verlangen nach einem Glase Bier. — Aus einem anhaltenden Wohlgefallen an etwas und dem fortwährenden Begehren darnach entspringen Neigungen. Zu grosse Begierden aber, welche die Vernunft beherrschen und die man nur mit Mühe bekämpfen kann, heissen Leiden- schaften. Konrad sah einigemal dem Kartenspiel zu und bekam Lust es zu erlernen. Er fing an zu spielen, gewann zuweilen, und das Spiel wurde bald in ihm zur Neigung. Später konnte er es nicht mehr lassen, er brachte ganze Tage im Wirthshause zu, verlor viel Geld, blieb den Tag über zur Arbeit untauglich, gewöhnte sich auch das Branntweintrinken an, verarmte und musste mit den Seinigen Noth leiden. — So arten Neigungen in Leidenschaften aus, wenn man sie nicht bei Zeiten unterdrückt. Wie gefährlich Leidenschaften für die Tugend und das Glück des Menschen werden können, davon gibt es Beispiele in Menge. Der leidenschaftliche Mensch stürzt nicht nur sich selbst ins Elend und Verderben, sondern
   bis 10 von 506 weiter»  »»
506 Seiten  
CSV-Datei Exportieren: von 506 Ergebnissen - Start bei:
Normalisierte Texte aller aktuellen Treffer
Auswahl:
Filter:

TM Hauptwörter (50)50

# Name Treffer  
0 72
1 4
2 7
3 10
4 8
5 49
6 11
7 117
8 3
9 8
10 110
11 19
12 6
13 6
14 7
15 20
16 55
17 8
18 11
19 71
20 4
21 20
22 9
23 6
24 23
25 3
26 4
27 18
28 14
29 7
30 51
31 10
32 0
33 7
34 13
35 5
36 15
37 156
38 48
39 6
40 8
41 11
42 5
43 13
44 4
45 65
46 9
47 6
48 10
49 13

TM Hauptwörter (100)100

# Name Treffer  
0 14
1 34
2 3
3 6
4 9
5 2
6 48
7 6
8 2
9 5
10 4
11 38
12 39
13 4
14 10
15 8
16 100
17 171
18 5
19 6
20 5
21 85
22 4
23 42
24 71
25 10
26 17
27 9
28 36
29 8
30 2
31 7
32 0
33 7
34 2
35 0
36 7
37 3
38 4
39 19
40 10
41 8
42 118
43 6
44 6
45 37
46 1
47 8
48 19
49 17
50 12
51 0
52 18
53 3
54 32
55 8
56 6
57 0
58 6
59 7
60 2
61 4
62 7
63 4
64 14
65 12
66 3
67 14
68 6
69 3
70 19
71 20
72 2
73 0
74 7
75 13
76 29
77 111
78 9
79 20
80 4
81 31
82 28
83 11
84 54
85 7
86 3
87 14
88 5
89 10
90 11
91 38
92 150
93 7
94 64
95 13
96 6
97 8
98 84
99 2

TM Hauptwörter (200)200

# Name Treffer  
0 16
1 9
2 13
3 8
4 8
5 3
6 28
7 1
8 0
9 8
10 12
11 2
12 21
13 31
14 3
15 4
16 6
17 0
18 4
19 6
20 2
21 3
22 5
23 0
24 37
25 9
26 9
27 2
28 60
29 3
30 1
31 2
32 13
33 67
34 26
35 0
36 4
37 3
38 0
39 5
40 4
41 0
42 28
43 11
44 3
45 2
46 45
47 1
48 9
49 7
50 9
51 34
52 1
53 0
54 0
55 0
56 2
57 4
58 11
59 71
60 0
61 0
62 1
63 3
64 3
65 4
66 1
67 1
68 3
69 0
70 2
71 2
72 1
73 3
74 3
75 13
76 4
77 3
78 3
79 2
80 3
81 98
82 0
83 7
84 42
85 8
86 2
87 6
88 9
89 15
90 4
91 1
92 0
93 4
94 0
95 14
96 1
97 7
98 2
99 1
100 42
101 4
102 25
103 6
104 3
105 0
106 5
107 28
108 1
109 10
110 9
111 4
112 15
113 16
114 15
115 2
116 7
117 0
118 1
119 8
120 3
121 18
122 2
123 5
124 47
125 22
126 5
127 11
128 2
129 10
130 5
131 81
132 3
133 31
134 5
135 3
136 24
137 17
138 1
139 3
140 6
141 0
142 17
143 19
144 1
145 7
146 4
147 6
148 0
149 0
150 6
151 4
152 57
153 3
154 4
155 17
156 14
157 3
158 3
159 4
160 7
161 5
162 1
163 3
164 11
165 4
166 15
167 1
168 16
169 4
170 0
171 7
172 1
173 20
174 2
175 147
176 3
177 53
178 3
179 20
180 9
181 6
182 16
183 40
184 15
185 6
186 8
187 8
188 4
189 6
190 1
191 3
192 7
193 12
194 1
195 22
196 18
197 4
198 4
199 1